SpongeBob ist schwul
„SpongeBob ist schwul“, bzw. „SpongeBob macht schwul“ ist eine von verschiedenen fundamental-konservativen christlich-orientierten Gruppen getroffene Aussage, die SpongeBob Schwammkopf, Titelfigur der gleichnamigen Serie, vorwirft, Homosexuell zu sein, bzw. zur Homosexualität zu verleiten. Daneben wird auch sein Freund, Patrick Star, als schwul dargestellt. Die ersten Vorwürfe gehen auf das Jahr 2003 zurück und stammen vom Pastor Deacon Fred, der in den Gesichtszügen von SpongeBob sexuelle Andeutungen sah. Mit dem Protest von James Dobson, dem Gründer der strengkonservativen Vereinigung „Focus on the Family“, der SpongeBob „homosexuell machendes Auftreten“ vorwarf, nachdem dieser im Verlauf von fünf Sekunden eines Schulvideos aufgetaucht war, ließen die Aussage im Jahr 2005 erneut aufflammen.
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Anschuldigen von James Dobson
Der extrem konservative James Dobson, Gründer der christlich-orientieren Organisation „Focus on the Family“ (Die Familie im Mittelpunkt), beschuldigte die Figur SpongeBob Schwammkopf im Jahr 2005, Kinder zur Homosexualität zu verleiten und rat Eltern davon ab, die Serie ihrem Nachwuchs zugänglich zu machen. Auslöser seiner Kritik war ein Schulvideo gewesen, dass die gemeinnützige Organisation „We Are Family“ produziert hatte und im Verlauf von rund sechs Minuten knapp 100 Charaktere aus Zeichentrick- und anderen Kinderserien zeigte. „We Are Family“ war im Jahr September 2001, nach den Terroranschlägen, die am 11. des Monats die Welt erschüttert hatte, vom Komponisten des gleichnamigen Liedes aus dem Jahre 1979 gegründet worden, um Kindern und Jugendlichen Toleranz vor Minderheiten, Menschen anderer Hautfarbe und sexueller Orientierung beizubringen.
Bekannt wurde seine Aussage nach einem Zeitungsartikel der New York Times mit dem Titel „Conservatives Pick Soft Target: A Cartoon Sponge“, erschienen am 20. Januar 2005. Darin wurde ein Kommentar von Dobson zum angesprochenen Video erläutert, in dem er behauptet habe, dass eben dieses Pro-homosexuell war und SpongeBob Kinder verleite, ebenfalls Neigungen zur gleichgeschlechtlichen Liebe zu entwickeln. Nach starker Kritik von allen Seiten erklärte Dobson, seine Aussage sei falsch verstanden worden. Eine Beschuldigung der Medien dieser Art in solcherlei Situationen ist gängig, zwang die New York Times aber zu einer Gegendarstellung. Nichtsdestotrotz kann nicht ernsthaft bezweifelt werden, dass Dobson die von der New York Times veröffentlichte Meinung seiner selbst nicht vertritt.
Folgende Punkte stemmen sich gegen James Dobsons Behauptungen:
- SpongeBob ist in diesem Video rund fünf Sekunden lang zu sehen, verteilt auf drei Szenen. Trotzdem leitet Dobson daraus seine Anschuldigen ab.
- James Dobson verurteilt gerne Personen, Neigungen und fiktive Figuren, die seinen Ansichten nicht entsprechen. Das tat er schon vor seiner Äußerung gegen SpongeBob Schwammkopf und tut es immer noch.
- Dobson behauptete, die Eltern sollen zum Wohle des Kindes verhindern, dass dieses die Serie anschauen kann. Was für Spott sorgte, war aber die Tatsache, dass er gleichzeitig für körperliche Gewalt in der Erziehung des Nachwuchses einsteht.
- Das Video wurde über 61.000 mal gezeigt. Dobson, der bekannt für eine agressive Mitgliederwerbung ist, hatte damit eine breite Masse, die durch seine Kritik von „Focus on the Family“ erfuhren. Tatsächlich folgten seinem Beispiel auch andere Organisationen im Stile von „Focus on the Family“, auch noch, nachdem er eine Gegendarstellung der New York Times erzwungen hatte.
Verbindung zu „Camp“ und anderen Figuren
SpongeBob Schwammkopf ist nicht die erste Figur, der vorgeworfen wird, sie sei schwul. Ein besonders bekanntes Beispiel dafür stellen die Teletubbies dar, besonders Tinky-Winky wird oftmals als schwul bezeichnet. Hintergrund dessen ist wiederum ein US-amerikanischer Pastor, Jerry Falwell (†2007). Durch eine Handtasche, die Tinky-Winky bei sich hat, schloss Farwell, er müsse homosexuell sein. Die konservative polnische Poltikerin Ewa Sowińska, die seit 2006 „Regierungsbeauftragte für die Rechte des Kindes“ in ihrem Land ist, „begeistert“ in dieser Funktion ihre Kollegen regelmäßig mit merkwürdig anmutenden Vorschlägen, darunter ein Sendeverbot für die Teletubbies, aus oben genannten Gründen.
Teilweise wird der „Lebensstil“ von SpongeBob Schwammkopf aber nicht nur banal als „homosexuell“ bezeichnet, sondern auch verschiedenen, mehr oder weniger genau definierten Daseinsweisen zugeordnet. So wird sein Auftreten als immer glückliche Persönlichkeit mit stets vorhandenem Optimismus und einer allgemein vom „Mainstream“ abweichenden Lebensweise, die sich an gängigen Konsumwünschen selten äußert, der US-amerikanischen „Camp“-Ideologie von großstädtischen Intellektuellen und Homosexuellen zugeschrieben. Dabei wird nicht die Serie SpongeBob Schwammkopf als solche dem Camp zugeordnet. Da die Camp-Kultur sich auf alle Kunstbereiche wie Musik, Literatur oder Kleidung bezieht, lehnen sich die Episoden noch zu stark an „gängiges“ Leben an. SpongeBob Schwammkopf hingegen, der beispielweise über eine ungewohntes Mobiliar verfügt, sich um Konsum und Geld (im Gegensatz zu den meisten anderen Charakteren) keine Sorgen macht, gesellschaftlichen Verpflichtungen (pünktliches Erscheinen bei der Arbeit, Versorgung seiner Hausschnecke Gary) aber dennoch sorgsam wahrnimmt und sich in künstlerischer Freiheit übt (Gesang) fügt sich in das Bild des „Camp“ ein. Das trifft ebenfalls auf Patrick Star zu. Teilweise werden SpongeBob und Patrick eine mehr als freundschaftliche Verbindung angedichtet, die sich aber in keiner Weise bestätigen lässt.
Auf Nachfrage äußerte sich auch Stephen Hillenburg, Erfinder von SpongeBob Schwammkopf zur laufenden Debatte. Dabei machte er sämtliche Diskussionen über die sexuelle Orientierung seiner Figur(en) nichtig, als er festlegte, zumindest SpongeBob und Patrick selbst seien asexuell, würden sich also zu Dingen die Sexualität betreffend nicht hingezogen fühlen. Dabei ist anzumerken, dass Asexualität ein Schamgefühl keineswegs ausschließt, welches bei den Charakteren in verschiedenen Situationen auftritt.
Hinweise in den Episoden
In mehreren Episoden der Serie zeigt SpongeBob Schwammkopf ein in den Augen mancher Beobachter sonderbares (über das normale Maß der Serie hinaus) Verhalten, dass auf eine homosexuelle Neigung hindeutet. Meistens äußerst sich das in einer übertriebenen Anhänglichkeit an männliche Personen, zum Beispiel Thaddäus Tentakel. Thaddäus selbst, genauso wie Mr Krabs, verlieben sich in der Episode Patricia in den als Frau verkleideten Patrick, was auf eine am ehesten heterosexuelle Neigung hindeutet. Dass SpongeBob sich in seinen Emotionen jedoch am ehesten an männliche Charaktere wendet, lässt sich mit einem schlichten Grund als nicht weiter bedeutend abtun: In Bikini Bottom, insbesondere in SpongeBobs Freundeskreis, überwiegen männliche Personen ganz einfach, und das deutlichst.
Eltern werden ist nicht schwer...
Besondere Aufmerksamkeit bei der Betrachtung von Episoden erfährt Eltern werden ist nicht schwer.... In dieser Folge kümmern sich Spongebob und Patrick um eine Baby-Muschel. Spongebob wird die Mutter und macht den Haushalt und Patrick wird der (arbeitende) Vater. Dabei adaptiert SpongeBob das als typisch dargestellte Verhalten einer Hausfrau und sagt beispielweise, als Patrick von der Arbeit nach Hause kommt: „Oh Patrick. Schön, dass du endlich zu Hause bist. Jetzt kannst du mir mit dem Baby helfen.“
Tatsächlich führte das Verhalten von SpongeBob und Patrick in diesem Fall so weit, dass die Episode in Frankreich, Griechenland, Italien, Japan, Polen, Rumänien und Russland bis heute nie ausgestrahlt wurde. Grund dessen war wiederum der befürchtete homosexuelle Einfluss auf Kinder. Tatsächlich gehen einige dieser Länder, wie beispielsweise Frankreich und Japan auch in anderen Medien normalerweise offen mit diesem Thema um.